1974

Die Grundmauern für das "Schloss in den Bergen" wurden 1974 gelegt. Der Besitzer Friedl Kratzer und sein Bruder Florin waren schon von Kindheit an in den völlig unerschlossenen Sajatmähdern zum Mähen unterwegs – kannten also auch die gefährlichen Stellen. Die schwere und gefährliche Arbeit prägt den Menschen und bindet ihn ganz besonders an seinen Grund und Boden. So war die Standortbestimmung von Anfang an klar; es gibt in diesem Gebiet nur eine Stelle, so war man damals überzeugt, die sicher ist vor Muren, Lawinen und Steinschlag – dort entstand die Sajathütte.

Tödlicher Absturz

Als im Juni 1974 der Bergfrühling ins Land gezogen war, wurde mit dem Bau begonnen. Nach manchem arbeitsreichen Tag folgte eine noch schwerere Nacht – in Notbiwaken und Plastikplanen. Die Männer, die hier arbeiteten, wurden ebenso hart wie die Natur, die sie herausforderte. In der Anfangsphase mussten sie einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen: Ein Schwager von Friedl Kratzer stürzte ab und starb. 

Die Hütte bot zunächst nur für 12 Personen eine Übernachtungsmöglichkeit. Der Zustrom war allerdings so groß, dass die kleine Hütte den Anforderungen nicht mehr gewachsen war. So plante man einen Um- bzw. Anbau. Im Sommer 1977 war es dann soweit – das kleine Schneckenhaus wurde zum "Schloss in den Bergen" vergrößert.

Bald waren auch diese Räumlichkeiten wieder zu knapp geworden. So planten Friedl und Florin in Jahre 1985 abermals eine Erweiterung, vor allem der Schlafplätze. Daraufhin wurde, dank des schönen Herbstes, an der neuen Hütte bis Mitte Dezember gearbeitet. Im Winter baute der Hüttenwirt Friedl sämtliche Möbel in seiner kleinen Werkstatt zu Hause in Bichl.

Durch die Mithilfe vieler fleißiger Freunde wurde am 28. August 1987 die Einweihung des Anbaus gefeiert.

Friedl konnte sich und seiner Familie somit ein gutes Standbein schaffen und sich selber einen Kindheitstraum erfüllen. Seine Frau Maria und sein jüngster Sohn Stefan mitsamt dem Personal haben jahrelang die Gäste in dem urigen "Schloss in den Bergen" auf 2.600 m Seehöhe verwöhnt.

Jähes Ende im April 2001

Und dann kam der Tag, der Friedls Lebenswerk mit einem Schlag zerstörte! In der Nacht zum 21. April 2001 wurde das trutzige Bauwerk von einer Lawine dem Erdboden gleich gemacht. Niemand hätte für möglich gehalten, dass das passieren könnte. Bericht über die Lawine hier!

Nach kurzem Schrecken setzte die Familie Kratzer – Stefan Kratzer ist seit Januar 2001 der neue Hüttenwirt – alles daran, so schnell wie möglich im Sajatkar ein neues Traumschloss zu bauen. Es dauerte nur ein Jahr, bis die neue Hütte stand – eine fantastische Leistung!!!

Die Bauzeit wurde auf diesen Seiten dokumentiert: Bau-Chroniken hier!

Pfingsten 2001: Bau des Provisoriums im Sajatkar

Familie Kratzer war schon Tage nach dem Lawinenunglück fieberhaft bemüht, den Behördenslalom zu überwinden und den Neubau anzugehen. Das Land bewilligte 13,785 Mio. ÖS aus dem Katastrophenfonds! Damit rückte der Neubau in greifbare Nähe! Und die Chance wurde natürlich genutzt!

Über Pfingsten 2001 baute Familie Kratzer mit vielen fleißigen Helfern im Sajatkar ein Provisorium auf. Während das einfache Holzhaus errichtet wurde, hielt das Wetter. Als alle im Provisorium sich um den neuen Tisch versammelten, schneite es schon wieder dicke Flocken. Gut, dass das Bauteam da schon ein Dach über dem Kopf hatte!

Das "Sajatstüberl" diente vorrangig der Versorgung der Bauarbeiter. Trotzdem musste niemand, der  2001 ins Sajatkar aufstieg, verhungern oder verdursten!

Viele Spenden

Rührend war, wie viele "Traumschloss"-Freunde sich meldeten und spendeten!

Der Frankfurter Webmaster Peter M. Faißt überreichte Anfang August 2001 in der Nothütte der Familie Kratzer ein Sparschwein, prall gefüllt mit den Spenden aus der "Aktion Sparschwein" für den Wiederaufbau der Sajathütte. Peter hatte die Aktion auf seinen Internetseiten (www.hinterbichl.at) gestartet, mehr als 1600 D-Mark kamen zusammen. Gerührt nahmen die Kratzers die Spende entgegen. Auf dem Foto von links: Friedl Kratzer, Peter M. Faißt, Stefan Kratzer, Maria Kratzer.

Das Dokument der Spendenaktion bekam in der neuen Hütte einen Ehrenplatz. Die Spender: Peter Wagner – Willi Jacobi – Gudrun u. Jürgen Wolf – Werner Becker – Jens Beissel – Ralf Hufschmidt – Hildegard u. Heiko Nemitz – Theresa Beissel – Sonja u. Hardy Köhler – G. Pott u. K. Barth-Pott – Dietrich Schebesta – Ernst Beimel – Tina und Heiko Pahl – Imke Habegger – Josef Rehberger – Peter Faißt.

Familie Kratzer sagte allen Spendern ein herzliches Dankeschön und Vergelt's Gott!!!

Stefan Kratzer bedankte sich mit einem Brief bei allen Gönnern und Sponsoren der Sajathütte für ihre Unterstützung. Und selbst für dieses Dankeschön gab es freiwillige Helfer: Die österreichische Post übernahm für ca. 400 Briefe das Porto!

September 2001

Den ganzen Sommer 2001 über versorgte Maria Kratzer die Bauarbeiter und Bergsteiger im Provisorium "Sajatstüberl". Auch diese Arbeit wurde mit großzügigen Lebensmittelspenden unterstützt. Ein ganz herzliches Dankeschön den Firmen Nestle und Engel!!!

Oktober 2001

Sonnenaufgang im Sajatkar. Da erwacht die Sehnsucht: Auf der Sajathütte übernachten und dann selbst einen so herrlichen Sonnenaufgang erleben …

Die Fotos im Morgenlicht schoss Hüttenwirt Stefan, dem nach der Hektik der vergangenen Monate Mitte Oktober endlich einmal Zeit geblieben war, seinem Hobby nachzugehen:

Über den Klettersteig auf die Rote Säule! Von oben sah es schon weniger nach Baustelle aus. Rechts sind die schmalen Bänder des Katinwegs zu erkennen.

 

Kurz vor der Einweihung – im Juni 2002 – kam die Sajathütte sogar zu Song-Ehren: Die Fidelen Mölltaler veröffentlichten auf ihrer neuen CD den Song "Alpenperle Sajathütte". Die Entstehungsgeschichte des Songs findest du hier.