Die Bau-Chronik 2 informiert über den Fortgang der Bauarbeiten für die Neue Sajathütte. Baubeginn war am 14. August 2001. Neues zum Innenausbau findet sich in Bau-Chronik 3. Was vorher geschah (Aufräum- und Abbrucharbeiten), steht in Bau-Chronik 1.

14. August – Baubeginn für die Neue Sajathütte

Der Fuchs mit dem dicken buschigen Schwanz schaut regelmäßig im Sajatstüberl vorbei und frisst tatsächlich kleine Stückchen Wurst, die die Arbeiter an einer langen Schnur festbinden. Der tierische Stammgast in der Dämmerung ist zum Maskottchen der Baustelle geworden. Bestimmt bringt er Glück!

Voller Arbeitseinsatz: Man sieht den Erdwall für den Lawinenschutz. Die zweite Hälfte der Bodenplatte wird betoniert, zuvor wurden die ganzen Bodenkanäle, Schächte und Abflussrohre verlegt. Der Baukran erhebt sich hoch über der Baustelle. Stefan und Siggi Kratzer und ihr Team haben den Kran für den Transport zerlegen und oben wieder aufbauen müssen.

Vor dem Betonieren kam die Mischanlage zum Einsatz. Sie schafft 6 bis 7 Kubikmeter in der Stunde. Aber der ganze Schotter und das Zement mussten erst einmal mit dem Betonkübel (rechts) nach oben geschafft werden. Viele Nachtstunden hat das Bauteam dafür geopfert. Der Kübel fasst 1,5 m³ und braucht 20 Minuten für Berg- und Talfahrt. Bisher sind ca. 120 Tonnen Schotter und 100 Tonnen Zement geliefert worden.

Die Seitenwände, die Rückwand und die 2 Erker im Kellergeschoss werden eingeschalt und betoniert. Danach sind Betonarbeiten an der Decke vom Kellergeschoß und von den 2 Erkern dran; es folgen die Rückwand und die hinteren zwei Erker. Während das Betonieren vorangeht, soll auch schon die Lieferung der Holzfertigteile beginnen.

Währenddessen laufen parallel andere notwendige Arbeiten. Die Gruppe "Kynast" zum Beispiel: Sie ist fürs Aufräumen zuständig. Die Männer haben das ganze Material am Lawinenstrich entlang – am so genannten "Sattel" auf 2100 m Seehöhe – mit Hilfe einer kleinen Materialseilbahn aufgesammelt und ins Sajatkar transportiert. Die kleine Seilbahn heißt "Junior" (wie passend!) und wurde eigens zu diesem Zweck aufgestellt.

Im Kar wird das Material zu Brennholz verarbeitet, der größte Teil davon muss dann wieder ins Tal transportiert werden. Recycling total: Mit dem Brennholz wird später der Innerkratzerhof beheizt.

Die Kynast-Gruppe, das sind 5 Personen von Linz und Umgebung (Naturfreunde von Asten) mit Organisator Horst Kynast an der Spitze. Und auch sie hatten Helfer: die Prägratner Paraglyder unter der Leitung von Gerhard Berger und Adam Pichler. Unser Dank gilt zudem noch einem freiwilligen Helfer: Mathias Krampl, ein Pensionist aus Lienz hat 2 Tage beim Brennholzschneiden mitgewirkt!

3. – 8. September

Die Neue Sajathütte wächst!

Jetzt, wo die Bergsaison allmählich zu Ende geht, hat sich das Sajatkar in eine riesige Baustelle verwandelt. Und es wird mit Hochdruck gearbeitet, denn der Bau muss ja rechtzeitig winterfest werden. Lange Zeit ließ der erste Wintereinbruch auf sich warten, aber dann kam der Schnee mit Macht und bis ins Tal. Neuschneezuwachs von ca. 15 cm im Kar!

Aber die Arbeiter ließen sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Im Bild rechts sieht man, dass die mächtige Betonrückwand schon gewachsen ist. Sie soll künftig vor Lawinen schützen.

Insgesamt werden 200 Tonnen Holz verarbeitet. Am 5. September begann die Lieferung der Holzteile. Kein leichtes Unterfangen, denn sie mussten mit Schwerlastern zur Talstation der Bauseilbahn transportiert werden. Und das sogar unter Polizeischutz, denn jede Brücke, über die die Laster fuhren, wurde zuvor abgesperrt.

Beim Seil-Transport der Fertigteile klopften viele Herzen schneller, weil der Wettergott einfach nicht mitspielen wollte. Sturmböen, teilweise bis zu 80 km/h, machten die "Reise" der schweren Holzwände ins Kar zum Abenteuer. Die großen Teile boten dem Wind eine breite Angriffsfläche, teilweise schaukelten sie bis zu 10 m aus der Flucht!

Das machte den Transport richtig gefährlich. Denn die gigantische Fracht zieht eng an den Stützen vorbei, und wenn so eine Holzwand mit einer Stütze kollidiert, dann halten selbst die mächtigen Stahlträger nicht stand: Das im Wind schwingende Holz kann die Stützen schwer beschädigen, ja sogar zum Umstürzen bringen. Das hieß für den Mann an der Winde und seine Helfer: Millimeterarbeit! Wenn der Wind ins schwere Holz fuhr, mussten sofort Pausen eingelegt oder langsamer gefahren werden, damit die Last sich wieder beruhigen konnte. Manch ein Bergsteiger blieb beim Anblick der am Seil hin und her torkelnden Wände entsetzt stehen! Glücklicherweise kam alles Holz heil oben an.

9. September

Bauarbeiten sind für Vieles gut: "nebenher" wurde auch die Trinkwasserversorgung auf den neuesten Stand gebracht. Und was im Bild links wie ein Gefängniskäfig aussieht, ist ein Eisenbinder. Damit wird der Anker für die Abspannung des Tragseiles am Berg bewehrt. Instandhaltungsarbeiten sozusagen: Das Tragseil muss alle 5 – 10 Jahre erneuert werden, dann kann auch der bestehende Anker nicht mehr verwendet werden.

Die neue Sajathütte passt sich natürlich auch den gültigen Umweltschutzbestimmungen an. Im Westen der neuen Hütte entsteht eine neue Kläranlage (Bild rechts). Es ist eine mechanische Filtersiebsackanlage: die Feststoffe werden in einem Filtersack abgefangen, anschließend getrocknet und dann im Tal entsorgt. Die flüssigen Stoffe werden weitergeleitet in eine Dreikammeranlage und dort gereinigt. Anschließend fließen sie weiter in eine Versickerungsanlage und werden dort wieder in den Boden eingebracht.

10. – 16. September

Das eckige Holzdach liegt noch im Kar zwischen den Schneeresten – und der große Baukran sieht im Gegenlicht gespenstisch aus.

Die Nacht auf den 10. September war kalt und klar. Sehr kalt und klar! Minus 7 Grad am Morgen ließen sämtliche Baumaschinen "erstarren". Im Hochgebirge versagt die Trefferquote der Wetterpropheten schon mal öfter. Der Saison angepasst stand selbstverständlich nur Sommerdiesel zur Verfügung. Nach dem frühen Temperatursturz dauerte es einen ganzen Tag, ehe alle Maschinen wieder einwandfrei funktionierten.

Während die Touristen im Tal vor sich hin fröstelten, zog der Zimmermeister im Sajatkar sich warm an und machte einfach weiter. Auf die betonierte Kellerdecke wurden die ersten Holzwände aufgesetzt. Der Baukran half beim Einsetzen des Treppenhauses im Kellergeschoss. Und dann ging es Schlag auf Schlag: Bild rechts zeigt schon die Decke des Erdgeschosses. Von nun an wurde jeden Tag ein Stockwerk fertig.

Noch ein bisschen kahl: so sieht der neue Gastraum von innen aus. Wenn die Hütte fertig ist, stehen wieder zwei getrennte Gasträume zur Verfügung.

17. – 23. September

Richtfest!

Vom Tal aus hat niemand bisher die Sajathütte gesehen. Das neue Bergschloss ist, weil es weiter vorne steht, sichtbar. Das Kar rückt damit (nicht wirklich) ein Stück näher!

Alles Gute kommt von oben? Stefan Kratzer, der Sajathüttenwirt und Bauherr, fleht hier nicht wirklich den Himmel an! Er beobachtet den Baukran – und er kann sich wirklich freuen: trotz widriger Wetterumstände macht der Bau Riesenfortschritte!

Aufatmen bei Kratzers: das Dach wird fertiggestellt. Zeitpläne sind im Hochgebirge immer so eine Sache. Aber bei diesem Bau geht alles glatt: Rechtzeitig vor dem Schneeeinbruch bekommt die neue Hütte ein Dach (Bild links). Nur knapp zwei Wochen hat die Aufstellung der Holzteile gedauert. Trotzdem war's ein Wettlauf mit der Zeit: Schaffen wir's, den Bau rechtzeitig winterfest zu machen? Der Winter kommt meistens früher als man denkt!

Ein bisschen Glück gehört dazu: Am 20. September fand die Firstfeier (Richtfest) statt. Rund 30 Bauarbeiter jubelten über den gelungenen Bau. Und natürlich wurde gebührend gefeiert – bis tief in die Nacht!

Stefan und Familie Kratzer möchten sich an dieser Stelle bei allen Bauarbeitern und bei folgenden Firmen für den schnellen Fortschritt des Rohbaues bedanken:

  • Firma Frey aus Lienz (Bauunternehmen)
  • Firma Plankensteiner aus Dölsach (Zimmerei)
  • Firma Klaunzer aus Matrei (Seilbahnbetreiber)
  • Firma Dreger aus Graz (Kranvermietung)
  • Firma Billia aus Salzburg (Baumaschinenvermietung)

24. September

Tischlerei: Tom Kratzer setzt die massiven Fensterläden ein (Bild links). Sie sind aus sonderangefertigem Lärchenholz, 4 cm dick, mit einem massiven Lärchenholzstock, der in die Wände geschraubt wird. Die nächste Lawine (Gott behüte!) soll der Neuen Sajathütte nichts anhaben können.

Den Bergsteigern bleibt nichts erspart: Beim Aufsteigen über den Blumenweg (Katinweg) sehen sie die Hütte jetzt noch viel früher – aber schön ist sie doch!

1. Oktober

Das Dach ist dicht!!!!!!

Wenn man Richtung Rote Säule aufsteigt und den Blick gen Osten schweifen lässt, bietet sich dieser herrliche Anblick (links). So wie auf dem rechten Foto erblicken Wanderer die neue Hütte – dann sind sie bald oben!

Kaum zu glauben: das Dach ist schon drauf! In gerade einmal zwei Wochen haben die Spengler das Dach dicht gemacht. Die Nordansicht – mit wunderbarem Blick (links) auf den Lasörling…

Der große Kran wird bereits abgebaut und in Kürze wieder zu Tal transportiert.

3. Oktober

Der hintere westseitige Erker ist schon im Endstadium. Mittlerweile haben auch die Installateure und die Elektriker ihre Arbeit in der neuen Hütte begonnen. Die Zimmereiarbeiten sind abgeschlossen, die Fenster schon alle eingesetzt. Maria hat nun gut 20 Bauarbeiter zu versorgen, bedient nebenbei noch die Gäste – und macht sich auch sonst noch auf der Baustelle nützlich! Keine Zeit, sich für ein Foto umzudrehen!

Die Arbeiter beginnen mit der Verkleidung des Holzes. Die Neue Sajathütte bekommt vom Keller bis zum Dachgeschoss ein "Kleid" aus Natursteinen. Wie man sieht, ist das eine mühselige Arbeit: Die Arbeiter müssen sich passende Steine suchen, sie zurechtklopfen, probieren, wieder zurechtklopfen – bis sogar die Fenster oben eine kleine Krone tragen.

Anfang November 2001

Wolkenmeer über dem Virgental: Solche Bilder liefert nur der Herbst!

An der Hütte sind die Natursteinmauern mittlerweile fertig – ca. 300 m² sind gemauert worden. Die Hütte hat innen schon den Estrich bekommen; Installateure und Elektriker ziehen unaufhörlich Leitungen ein. Der Innenausbau ist voll im Gange: alle Zimmer werden mit Holz ausgelegt, damit sie richtig gemütlich wirken. Wenn alles gut geht und der Wettergott mitspielt, sind die Außenarbeiten – Verschindeln, Erdarbeiten, Lawinenwall, Bodenkultivierung – fertig, ehe der November vorbei ist.

Dann wird voraussichtlich auch die Kücheneinrichtung geliefert; und damit hat die letzte Stunde des Sajatstüberls geschlagen: Der Umzug in die neue Hütte kann beginnen! Wäre gut, wenn der Winter bis dahin wartet …

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